small pieces of truth whispered on the kitchen floor (2011)

Wir schmieden Pläne, wie wir unser Leben einrichten und wohin wir uns bewegen wollen. Und stranden dann doch wieder in irgendeiner Küche. In einem Raum, der seinerseits nach bestimmten Plänen eingerichtet ist und uns so nahe legt, wie wir uns, zumindest darin, zu bewegen haben.
Mit Tanz und Text erkundet Kumpane das Spannungsfeld zwischen gross angelegten Lebensentwürfen, selbst gewählten Koordinaten, alltäglicher Unberechenbarkeit und dem Bedürfnis, sich über alles hinweg zu setzen.

Audio-Trailer

Premiere 16. Juni 11, Tanzhaus Zürich, Zürich
Koproduktion Tanzhaus Zürich, Stadttheater Schaffhausen, Theater Roxy und Phönix-Theater 81
Von und mit Tina Beyeler, Sebastian Krähenbühl Dramaturgie/Text Andri Beyeler Musik Frank Gerber Stimmen Anna-Katharina Müller, Thomas Müller Bühne Kumpane, Angelica Paz Soldan Kostüme Inge Gill Klossner Licht Fiona Zolg Auge von Aussen Caroline Minjolle
Mit Unterstützung von Stadt und Kanton Schaffhausen, Stadt Zürich Kultur, Fachstelle Kultur Kanton Zürich, Migros Kulturprozent, Sign + Shine, Fachaussschuss Theater & Tanz BS/BL.

small pieces of truth whispered on the kitchen floor

Wir schmieden Pläne und legen uns zurecht, wie wir unser Leben einrichten und wohin wir uns bewegen wollen. Und stranden dann doch wieder in irgendeiner Küche. In einem Raum, der seinerseits nach bestimmten
Plänen eingerichtet ist und uns so nahe legt, wie wir uns, zumindest darin, zu bewegen haben.
In «small pieces of truth whispered on the kitchen floor» spielt Kumpane mit einem Bühnenraum, welcher drei Stadien durchläuft: Was zunächst ein Kopfraum ist, eine Art Vorstellungsgebäude, wird sodann zu einer Küche und endet schliesslich als Landschaft.
Einhergehend mit dieser räumlichen Verwandlung entwerfen eine Frau und ein Mann zunächst Pläne von sich und einem Gegenüber. In die Welt geworfen wie ein Bankier ohne Geld, wie Huah! einst sang, erproben sie sich in Posen, und arbeiten sie sich an Prägungen ab, um auf die Beine zu kommen und sich auf den eigenen Füssen stehend zu erblicken.
Dann setzen sie als Paar die gemeinsam gefasste Entscheidung in die Tat um – sie schaffen sich ein Nest. Zugleich malen sie sich alternative Entscheidungen aus, welche sie den Gästen einer von ihnen ausgelassenen Party zuschreiben: Eine Familie zu gründen etwa, oder in eine Metropole überzusiedeln. Es sich zur Aufgabe machen, den Erfindern und Herren der Welt auf die Schliche zu kommen, oder auch einfach nur auf der Suche nach dem nächsten Bier zu sein. Um dabei zu Zeugen zu werden, wie sich jemand als Opfer des Lebensentwurfs einer anderen Person gebärdet.
Schliesslich sieht sich das Paar mit der Frage konfrontiert, was dahinter liegt, wenn man sich einmal eingerichtet hat. Derweil sich ein neuer Horizont auftut, werden die Frau und der Mann auf sich selbst zurückgeworfen und werfen sich auf sich selbst zurück. Am Ende schauen sie den Seeschwalben hinterher.
Kumpane untersucht in «small pieces of truth whispered on the kitchen floor» das Prinzip Lebensentwurf – wie es entsteht, wie man es lebt und was sich dahinter verbirgt. Und erkundet dabei das Spannungsfeld zwischen grosszügig skizzierten Grundrissen, selbst gewählten Koordinaten, alltäglicher Unberechenbarkeit und dem Bedürfnis, sich über alles hinweg zu setzen.
Anders als bei den bisherigen Produktion ging Kumpane diesmal zunächst von der Bühnengestaltung aus. Der Raum wurde tänzerisch untersucht und choreographisch ausgelotet. Aus diesen Recherchen entwickelte sich das Tanzmaterial und in Reaktion darauf entstand das Textmaterial.

KulturStattBern, 25.09.2012
„In «small pieces of truth whispered on the kitchen floor» hat auch die Bühne eine Hauptrolle – wie sich der Raum langsam wandelt im Laufe des Abends ist ein Kabinettstück (und der Beweis, dass ein überzeugendes Bühnenspektakel nicht zwingend in eine teure Materialschlacht ausarten muss). Die Textpassagen bleiben schön in der Schwebe: Ein Pärchen richtet sich ein, miteinander (oder einander gegenüber), und verödet allmählich – da hilft auch die schöne Kücheneinrichtung und das Telefon als Störenfried nichts. Der Tanz wird dementsprechend körperlich, von der zarten Austarierung zur handfesten Auseinandersetzung. Und die Einbauküche wird dabei ziemlich unzimperlich wieder ausgebaut, was ungeahnte Freiräume schafft. Und Bilder die hängenbleiben (Roland Fischer).“

Südkurier, 15.09.2012
„In einer überaus kreativen, humorvollen und sehr individuellen Performance zeigen «Kumpane» in ihrem abstrakten Bildern Entwürfe über die Vorstellung der Menschen von Lebensgestaltung anhand oktroyierter Glaubenssätze. Von der Menschwerdung über die Ausarbeitung des Lebensentwurfs eines Pärchens bis zur Demonstration von trautem Glück, trautem Heim, symbolisiert durch eine kleinbürgerliche Küche und deren Zerstörung, schildert das Stück die Orientierung der meisten Menschen an herkömmlichen Lebensabläufen und bestimmten Plänen anderer. […] Auf Spezialitäten und Individualität setzend schieben, schlängeln, rutschen, wälzen und springen Beyeler und Krähenbühl mal temporeich mal kontemplativ, mal mit kuriosen, mal mit graziösen Figuren und Bewegungsabläufen scheinbar mühelos durch ihre Lebensphasen. […] Der Witz spiegelt sich in kurioser Musik, Gestik und Mimik, in verrückten Telefongesprächen und skurrilen Bildern, […] (Elfi Braschel).“

Bote vom Untersee und Rhein, 21.02.2012
„Von Tanz zu sprechen, ist eigentlich untertrieben: Was die Tänzerin Tina Beyeler zeigt, ist wie ein Rausch, ist alles zusammen: Bewegung, Rhythmus, Ausdruck, Schönheit, Können – Tanz auf höchstem künstlerischen Niveau. Ihr Partner Sebastian Krähenbühl ist kein Tänzer, sondern übernimmt den grössten Teil des Sprechtheaters. Dennoch ist er tänzerisch so stark, dass er Tina Beyeler ein Partner sein kann. Der sie gekonnt umherwirft und im richtigen Moment wieder auffängt, mit seinen Füssen dreht, sie stützt, oder sie als Pendel hin- und herschwingt. […] Liebe, Hinwendung, Ablehnung, Gemeinschaft sind Konstanten unseres Lebens – aber äusserst fragile, schwer zu meisternde. Davon erzählt «Small pieces of truth whispered on the kitchen floor» (jo).“

Thurgauer Zeitung, 18.02.2012
„Beziehungskiste in- und auswendig ertanzt und pfiffig ergründet: […] Von geschmeidig suchend bis akrobatisch skurril bringt die Choreographin und Hauptdarstellerin Tina Beyeler mit ihrem Tanzpartner Sebastian Krähenbühl die kleine Geschichte einer Beziehung mit Tanz und Text auf die Bühne. […] Kumpane hat sich mit «Small pieces of truth whispered on the kitchen floor», im Juni 2011 in Zürich uraufgeführt, ein weiteres Stück Allgemeingültigkeit erarbeitet. Bühnenraum und Choreographie wurden zu symbolischen Bildern und Botschaften verdichtet, die direkt ins Herz gehen. Die Sprache dient in ausgewogener Weise dazu, das Thema zu verdichten und in einen vielschichtigen Kontext zu stellen. Jedoch muss sich die Truppe auf diesem sehr guten Niveau fragen, ob die die Mundart nicht zum Käfig wird. Vielleicht eine Herausforderung an Textschreiber und Dramaturg Andri Beyeler für das nächste Stück, das bereits in Arbeit ist, die Produktionen international spielbar zu gestalten“ (Dorothee Kaufmann).“

www.saiten.ch/ostblog, 17.02.2012
„Die kurzen, humorvollen, manchmal leicht skurrilen und poetischen Dialekttexte (von Andri Beyeler), die im Wechsel erzählt werden, einmal er (Sebastian Krähenbühl), dann wieder sie (Tina Beyeler), fliessen über in akrobatische Bewegungen, die teils Anleihen an Elementen des klassischen Paartanzes aufweisen. In der überraschend vielseitigen Bühnenkonstruktion (von Angelica Paz Soldan) ergänzen, illustrieren und verdichten sich die unterschiedlichen künstlerischen Ausdrucksmittel auf wunderbare Weise und machen die Entwicklung von sowie den Umgang mit Lebensplänen sinnlich wahrnehmbar.“

Schaffhauser Nachrichten, 03.11.2011
„Die Muster sind bekannt, die Menschen und ihr (Paarungs-)Verhalten ebenso. Langeweile, Starre, Gleichgültigkeit, Alltäglichkeit werden greifbar, aber auch Aggressivität. Sie kommt auf tänzerischer genauso wie auf sprachlicher Ebene mehr und mehr zum Ausdruck, bricht in den Vordergrund durch. Zuerst schwer fassbar, als die Figuren sich in mal wütender, mal zärtlicher Leidenschaft auf dem Küchenboden wälzen, dann immer offensichtlicher. Die Aggressionen gipfeln in der akrobatischen Zerstörung der Küche, tanzend werden die Wände heruntergerissen. Schmerz, Trümmerhaufen, aber auch Befreiung und die Ahnung einer Zukunft bleiben zurück (Nora Cetin).“

P.S., die linke Zürcher Zeitung, 23.6.2011
„«small pieces of truh whispered on the kitchen floor» besticht mit sanft augenzwinkerndem, liebevollem, aber auch hinterlistig humorigen Witz und einfach wirkungsvollen Bewegungsideen. […] Die grosse Welt im Kleinen spiegeln und Situationen finden, die alle empathisch nachempfinden können, weil sie universellen Charakter haben, war schon immer die Stärke von Andri Beyelers Dialekttexten. […] Die Choreographie kokettiert aber auch mit den Hochglanzbildern der Werbeindustrie, eindeutig konnotierten Posen und Gesten, und die Vielfalt der Tanzbewegungen verdoppelt die eigentlich einfache, aber vielleicht gerade darum treffliche Textebene, und weist den gleichen Hang zum leicht Skurrilen auf und ergänzt den Erzählstrang mit getanzten, eindeutigen Szenen, die keiner Worte benötigen (Thierry Frochaux).“

Tages-Anzeiger, 18.6.2011
„Das Wort wird in seinen rhythmischen Wiederholungen selber zur Musik und fliesst über in die Bewegung. Dass Text und Tanz dabei eigenständig bleiben, ist feine Kunst. In der Stille wird Verunsicherung spürbar, im sinnlichen Tanz Lebenslust und Sehnsucht greifbar. Kumpane erschaffen so neue Gedanken- und Zwischenräume. Schliesslich öffnet sich die Bühne zum Himmel – mit Krähenbühl sehen wir die Seeschwalben ziehen. Der Film im eigenen Kopf läuft (Maya Künzler).“

DRS2aktuell, 17.6.2011
„Es ist eine typische Kumpane-Produktion, kann man sagen. […] Es kommt wirklich zu unglaublich schönen Verdichtungen. Es entstehen wirklich auch neue Ebenen. […] Ich würde sogar dieses viel strapazierte Wort des Innovativen hier brauchen, also sehr erfindungsreich, […] (Ellinor Landmann, Maya Künzler).“

Fotos by Caroline Minjolle (Nr. 1 – 5), Bruno Bührer (Nr. 6, 7), Guillaume Musset (Nr. 8)

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