Spring doch (2016)

Wenn sie nur nicht schon wieder als letzte gewählt worden wäre, heute Morgen in der Turnstunde. Dann hätte sie sich auch nicht zu dieser Behauptung hinreissen lassen. Aber eben, gesagt ist gesagt: «Ich gump hüt vom grosse Schprungbrätt!» Also was tun?
Mit Tanz, Tönen und Textfetzen begibt sich Kumpane auf die Reise vom Gefühl, ganz allein zu sein, bis hin zum Moment, etwas allein geschafft zu haben.



Koproduktion Tanzhaus Zürich, Festival jups Schaffhausen, ThiK Baden, Young ID Zug, Theater Chur, Théâtre Les Halles Sierre, Phönix Theater Steckborn, Schauwerk Schaffhausen, Tojo Theater Bern
Choreografie, Tanz Tina Beyeler Stimme Kathrin Veith Text, künstlerische Mitarbeit Andri Beyeler Komposition Sandro Corbat Licht Fiona Zolg Mitarbeit Regie Sebastian Krähenbühl Mitarbeit Raum Angelica Paz Soldan, Tanja Weidmann Mitarbeit Kostüm Diana Ammann Graphik Philipp Albrecht Produktionsleitung Kumpane
Für Kinder ab 6 Jahren und Erwachsene
Mit Unterstützung von Stadt Schaffhausen, Kanton Schaffhausen, Stadt Zürich Kultur, Fachstelle Kultur Kanton Zürich
Gefördert durch Veranstalterfonds / Reso – Tanznetzwerk Schweiz – mit der Unterstützung von Pro Helvetia

Spring doch 04

Wenn sie nur nicht schon wieder als letzte gewählt worden wäre, heute Morgen in der Turnstunde. Dann hätte sie sich auch nicht zu dieser Behauptung hinreissen lassen. Aber eben, gesagt ist gesagt: «Ich gump hüt vom grosse Schprungbrätt!» Also was tun?
Sich über das mütterliche Verbot, ins Schwimmbad zu gehen, hinwegsetzen und heimlich zuhause abschleichen. Zum ersten Mal im Leben allein mit dem städtischen Bus fahren und dabei als Schwarzfahrerin eine Fahrkartenkontrolle überstehen. Kein Geld für den Eintritt haben und sich durch ein Loch im Zaun ins Schwimmbad schmuggeln. Merken, dass es zu regnen beginnt, und hoffen, nun doch nicht springen zu müssen. Merken, dass es zu regnen aufgehört hat, und die MitschülerInnen eintrudeln sehen. Auf das Dreimeterbrett klettern und dann da oben stehen.
In «Spring doch» setzt sich Kumpane mit Allein-Sein auseinander. Wir fokussieren dabei auf den Moment, in dem man auf sich selbst zurückgeworfen wird. Uns interessiert die Überwindung dieses Moments und was sich daraus entwickelt: Wie in einer solchen Situation Mut entsteht, etwas zu wagen – Mut, der einen anfänglich selbst überrascht und vielleicht auch überfordert. Wie man wagt, sich zu behaupten. Wie man beginnt, sich Raum zu nehmen, und dabei Gewohntes durchbricht. Wie sich Grenzen verschieben. Wie man auf einmal dabei ist, etwas Eigenes zu verfolgen und die Welt allein zu entdecken. Bis man zum Schluss nicht nur eine einem bisher verborgene, unbekannte Seite von sich selbst kennen gelernt hat und sich davon zeigen kann, sondern ebenso in einer sozialen Ordnung einen anderen Platz gefunden hat.

Schaffhauser Nachrichten, 17.6.2023
«Das Stück «Spring doch» ist magisch. Denn es regt an, Mauern – einst Schutz, nun Hindernis – zu hinterfragen. Und mutig zu werden. Das Publikum jubelte und applaudierte. Gross und Klein. Zu einem Stück, das wie eine Zwiebel seine feinen Lagen nur dem geduldigen Publikum entlarvt (Indrani Das Schmid).»

Spring doch 08

Schaffhauser Nachrichten, 6.6.2016
„Und dann steht sie da, in Turnhosen und Leibchen, die Tänzerin, beziehungsweise das kleine Mädchen, das sie verkörpert. […] Und da setzt jener Sturm im Kopf ein, den wir alle, ob Kind oder Erwachsene, kennen. Das Entsetzen über die eigene Dreistigkeit, die Furcht vor der Undurchführbarkeit dessen, was wir uns vorgenommen haben, die Angst vor dem Versagen, der Gegendruck des Kampfgeistes. Tina Beyeler lässt diese Emotionen in ihren Körper fliessen. […] Die Bilder, die durch die Einheit von Musik und Tanz entstehen, führen durch die Geschichte wie auch an die eigenen Themen heran. Das Ausfechten von inneren Kämpfen, das Ringen um Entscheidungen. Und das Mädchen? Steht schliesslich vor dem Sprungturm. Was dann geschieht, ist nicht mehr wichtig (Diana Zucca).“

Schaffhauser AZ, 2.6.2016
„Es dauerte eine Weile, bis ich mich an die ungewohnte Situ­ation des Tanztheaters gewöhnt hatte, denn unsereins rechnet da­mit, klare Ansagen von den Schauspielern auf der Bühne zu hören, doch bis auf sehr wenige Sätze besteht «Spring doch» nur aus Bewegung und Geräuschen. Doch schliesslich ist es genau das, was die Stärke dieses Stü­ckes ausmacht, denn nach einiger Zeit erleben wir das Vorhaben des Mädchens als wahres Abenteuer (Mala Walz).“

Schaffhauser Nachrichten, 30.5.2016
„Ich möchte mit den Kindern in ein Thema eintauchen, das uns beide betrifft. Kinder fühlen sich oft alleine, glaube ich. Sie sind der Welt ein Stück weit ausgeliefert, können vieles noch nicht zuordnen oder mitbestimmen in ihrem Erleben und müssen doch einen Umgang mit dieser Fremdbestimmung und ihren Weg finden. Und ich fühlte mich auch allein auf meinem Weg, obwohl es meine Entscheidung war, diesen zu gehen. So gesehen betrifft das Thema uns beide. […] Mich interessiert der Aspekt des alleine Entscheidungen treffen zu können, zu mir stehen zu können, Verantwortung zu übernehmen. Das ist ein sehr einsamer Prozess. Wenn man sich an den rangetraut, macht er einen extrem frei und stark (Tina Beyeler im Gespräch mit Diana Zucca).“

Spring doch 13

Fotos by Sebastian Krähenbühl

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